Sonntag, 14. April 2013
Das Wochenende
Das Beste zu erst: Das Wochenende habe ich ohne Fressanfall und kotzen überstanden....
Ich bin ziemlich stolz auf mich...

Am Samstag sind wir gleich nach dem Frühstück in die Stadt shoppen gegangen... Ich habe viel bekommen, darunter eine neue Sport DVD für unsere Playstation Move.
Als wir wieder zu Hause waren habe ich mich an den Wohnungsputz gemacht und mein Verlobter hat unsere Fahrräder in Ordnung gebracht.
Durch die ganze Arbeit habe ich gar nicht ans Essen gedacht und somit haben wir erst wieder zum Abendbrot etwas gegessen.
Es gab total leckere selbstgemachte Gemüselasagne, ganz ohne Dickmacher.
Um mich danach abzulenken haben wir das neue Sportspiel gleich mal ausprobiert.... Und es war so anstrengend und gleichzeitig tat es mir so gut, weil ich wusste , es werden wieder viele Kalorien verbrannt.
Zum Abschluss habe ich mir noch 2 Gläser Wein gegönnt und dann ging es ab ins Bett.

Heute (Sonntag) war als erstes wiegen angesagt. Ich hatte so eine Angst.
Als ich vor ein paar Tagen meinem Schatz die Wahrheit erzählt hatte, habe ich ihn gebeten, die Waage zu verstecken, da ich sonst mehrmals täglich auf die Waage gestiegen bin.
Also, der Moment der Wahrheit war gekommen und zu meiner Überraschung waren nur 0,6 kg mehr drauf.
Ich hätte so mit 2 kg gerechnet aber zum Glück war es nicht so.
Also konnte es gleich nach dem Frühstück zu ner Fahrradtour los gehen.
Ende der Woche habe ich mir ein super Fahrrad gekauft, welches natürlich gleich ausprobiert werden musste.
Wir waren 3 1/2 Stunden unterwegs, haben 25 km geschafft und waren sehr gut drauf.
Zu Hause gab es dann einen kleinen Snack, der aus körnigem Frischkäse (light), 250g Tomaten und einem Kohlrabi bestand.
Danach war ein bisschen faulenzen angesagt und dann hieß es Abendbrot machen.
Es gab 50g Vollkornbrot, Geflügelwurst und Hähnchenbrustfilet. Dazu gab es noch ein bisschen Gemüse und jetzt schreibe ich hier und denke, dass ich am liebsten sofort aufs Klo rennen würde um meinen vollen Bauch wieder los zu werden. Aber da ich meinen Schatz nicht enttäuschen möchte bleibe ich neben ihm und halte es aus.
Es waren ja eigentlich nur gesunde Sachen und morgen, nach der Arbeit, wird wieder fleißig Sport gemacht.
...



Die ersten Tage
Mittwoch (10.04.13) war nun mein erster Tag ohne nach dem Essen aufs Klo zu rennen....

Und es war extrem anstrengend.......

Das Frühstück ging (1 Brötchen mit Wurst, 1 Banane), ich war gut abgelenkt auf Arbeit.. Mittag gab es 200g körnigen Frischkäse, 250g Kirschtomaten und 1 1/2 Tassen Gemüsebrühe... Es war schwer aber es ging.... Abends gab es Hähnchboensteak und 1 Brötchen mit Senf und Gemüse. Nach dem Abendbrot musste mein Freund ziemlich leiden, da ich extrem unzufrieden war und am liebsten gleich auf Klo gerannt wäre...

Stattdessen ahbe ich eine dreiviertel Stunde ZUMBA auf der Playstation gespielt und war danach total ausgepowert.

Donnerstag (11.04.13), Frühstück und Mittag waren ok, war wieder gut abgelenkt.... Nachmittags mein Freund kam spät von der Arbeit.... Fressanfall mit allem was ich gefunden und gekauft habe... 1 Pizzazunge von Ditsch, 3 Burger von McDonalds, 2 Knacker, 750ml Suppe, 2 Packungen Kinderriegel, 1 Tüte Haribo.... und alles ab ins Klo

Am Abend alles meinem Freund gebeichtet, schlechtes Gewissen gehabt, Abendbrot gegessen und drin behalten....

Es ist wirklich furchtbar, das Völlegefühl im Magen zu akzeptieren.

Heute (12.04.13) vom Frühstück bis zum Abendbrot alles im Magen behalten und dazu noch viel Gemüse gegessen. Zwischendurch war ich noch eine Stunde mit meinem Schatz schwimmen, was mir nicht leicht viel, wegen den ganzen Menschen, die auf mich gucken. Zum Glück war nicht allzu viel los.
Am Abend habe ich mir noch 2 Gläser Wein gegönnt...

Mal sehen, wie das Wochenende wird...Ich habe ein bisschen (eigentlich ziemlich viel) Angst...

Bloß gut, dass es Sport gibt.

Eigentlich bin ich schon ein bisschen stolz auf mich... Letztes Wochenende hätte ich nicht geglaubt, dass ich es jemals einen Tag schaffen könnte....

Aber ich tue das alles für ein Kind!!!

Schatz ich danke dir, dass du mich so aufbaust und an meiner Seite bist!

Ich liebe dich



Wendepunkt
Da mein Partner und ich uns schon seit 2 Jahren ein Kind wünschen und es bis heut nicht geklappt hat musste etwas passieren.

Mir war klar, dass es eigentlich nur an mir liegen kann, obwohl meine Gynäkologin immer sagt, dass alles ok ist und sie sich nicht vorstellen kann, dass es nicht klappen sollte.

Naja ich dachte schon länger daran es meinem Verlobten zu sagen, hatte aber nicht den Mut dazu.

Da ich und mein Partner in letzter Zeit immer mehr zugenommen hatten haben wir beschlossen Weight Watchers anzufangen.

Mir war klar, dass ich durch die Bulimie nicht abnehmen würde und es erklären müsste, warum ich immer nur zunehme...

Somit fasste ich den Entschluss es ihm zu sagen.

Es war soweit. Letzten Dienstag (9.4.13), ich war den ganzen Tag schon nicht gut drauf, weil ich das Frühstück und das Mittagessen in mir behalten habe, und mein Freud wunderte sich...

Schließlich hatte ich all meinen Mut zusammen genommen und beichtete ihm, was mit mir los war.

Ich hatte solche Angst, dass er es nicht verstehen würde oder schlimmer noch, damit nicht klar kommen und mich verlassen würde...

Glücklicher Weise trat das alles nicht ein, sondern er fragte interessiert nach und sagte, dass es immer für mich da sei.

Er machte sich Vorwürfe, dass es es nicht mitbekommen hatte, aber es war ja eigentlich nicht möglich etwas mit zu bekommen, da er mich 1. schon so kennengelernt hatte und 2. ich ja keine lauten Geräusche von mir gegeben hatte...

Er unterstützt mich, so wie es ihm möglich ist und ohne ihn würde ich es auch nicht schaffen... er versteckte sogar die Waage. Weil ich ihm sagte, er soll es tun, damit ich nicht zu sehr geschickt bin...

Unser Ziel: Ein eigenes gesundes Kind mit einer gesunden Mama!!!!!!!!!!!!!!!



Meine Vorgeschichte
Hallo!

Ich habe seit 12 Jahren Bulimie und will diese jetzt besiegen!

Zu meiner Geschichte:

Ich bin 27 Jahre alt und möchte endlich wieder normal essen können und mir nicht immer nur Gedanken ums Essen und das wieder loswerden dieses zu machen.

Mit 16 Jahren hatte ich ein stattliches Gewicht von 85 Kilo bei einer Größe von 1,58m. Ich war tot unglücklich mit meiner Figur, meinem Aussehen und einfach meinem Leben.

So begann ich meine erste Diät.

Angefangen habe ich mit so einem Schüttelpulver (ähnlich Slim-Fast). Das gab es, die ersten 2 Monate, zum Mittag und Abendbrot. Danach 2 Monate zum Abendbrot. Es hat 15 Kilo weniger gebracht, ich war stolz aber immer noch sehr unzufrieden mit mir, meine Mutter sagte, es reicht jetzt aber und somit habe ich damit aufgehört.

Naja und damit war dann mein Weg in die Bulimie nicht mehr weit. Im April 2001 fing alles an.

Ich weiß noch, die ersten Male über dem Klo waren die Hölle für mich. Alles tat weh, die Augen rot, im Gesicht punktförmige Einblutungen überall, der Ekel usw....

Doch von Mal zu Mal wurde es einfacher. Nur bei bestimmten Speisen gelang es mir nicht richtig. Zum Beispiel Nudeln oder Sauerkraut waren ein Graus, weil alles immer im Hals stecken blieb... Naja so hat man sich mehr oder weniger davor gedrückt, sowas zu essen.

Meine Mutter schmierte mir immer meine Brötchen für die Schule (4 Stück!!!!!), die dann tagtäglich in den Mülleimer wanderten.

Somit konnte ich dann in der Schule am Tag hungern und das Abendbrot wieder heraus bringen.

In der Lehre gab es für mich dann einen Apfel zum Mittag, der aber auch wieder ins Klo wanderte.

Mittlerweile brauchte ich noch nicht mal mehr meinen Finger in den Hals zu stecken (was ja relativ laut war), alles ging automatisch mit Bauchmuskel anspannen (und das war kaum noch zu hören).

Ab und zu konnte ich die Brötchen nicht in dem Mülleimer schaffen, da ich mit Freunden unterwegs war oä... . Die versteckte ich dann in meinem Schrank im Zimmer . Naja wie es so kommen musste, es war Sommer und es war heiß, und es roch. Natürlich hat meine Mutter es mitbekommen und somit war Stress vorprogrammiert.

Ich sagte ihr dann, dass mir das einfach zu viel ist und dann hat sie mir nur noch 2 Brötchen gemacht. Die aber auch im Müll landeten.

Ich war nie ein Mensch, der gern weg gegangen ist, somit war ich die Wochenenden meist zu Hause, wahrscheinlich schon durch die Bulimie bedingt, und da musste ich mir dann andere Wege überlegen, das Essen los zu werden...

Die Dusche...

Die Dusche hat ja auch nen Abfluss... Somit habe ich beim Essen immer alles total klein gekaut und ging jeden Abend duschen... Mit ein bisschen Übung ging das Essen schnell den Abfluss entlang.

Außerdem gab es ja noch viele leere Pfandflaschen.

Die machten sich perfekt um da das ausgekotzte Essen hinein zu bekommen.

Wie ich oben ja schon geschrieben hatte, ging die Kotzerei ja schon von alleine. D.h. ich musste nur meine Bauchmuskeln anspannen und schon kam alles in kleinen Portionen wieder hoch. Klingt komisch...ist aber so :)

Und so ging alles gut in Flaschen rein.

So ging es dann die ganze Zeit, bis ich 2006, nach meiner Lehre zur Arzthelferin, in meine erste eigenen Wohnung zog. Damals wog ich 47 Kilo und fühlte mich immer noch zu dick.

In meiner Wohnung konnte ich ja machen, was ich wollte und somit kotzte ich Tag für Tag, manchmal bis zu 15 Mal am Tag...

Eigentlich war es der Horror aber ich fühlte mich besser und besser.

Schließlich wog ich 43 Kilo. Natürlich ich mich immer noch zu dick, aber ich nahm nicht mehr ab. Bei dem ganzen Fressanfällen bleibt ja immer was im Magen zurück und das hat wahrscheinlich schon gereicht, dass ich nichts mehr abnahm.

Eines Tages, ich war auf Arbeit, es war Mittag und ich wollte gerade aufs Klo und meinen Apfel wieder in die Kanalisation schicken, fing mich meine Kollegin ab (ich wurde nach meiner Lehre übernommen) und wollte mit mir reden.

Scheiße, scheiße, scheiße war mein einziger Gedanke.

Meine Kollegen hatten wohl schon ne ganze Weile alles bemerkt und nun sprachen sie mich drauf an....

Das war ein echt mieses Gefühl, aufgeflogen zu sein.

Aber ich konnte mal reden. Es tat auf die eine Art aber auch gut nicht mehr allein zu sein.

Gut ich versprach mich zur Therapie anzumelden.

Ich wohne in einer Kleinstadt und da gibt es nicht wirklich viele Therapeuten...Somit hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich eien gefunden hatte.

Gut ich ging hin.... Habe viel erzählt und immer gesagt ich esse das was ich mir vorgenommen habe, habe Esstagebuch geschrieben, was natürlich nicht wahr war.

Im Grunde wollte ich es nicht. Ich wollte nicht geheilt werden. Ich war nicht unzufrieden mit meiner Bulimie, ich war eigentlich ganz froh, sie zu haben.

2008 starb dann plötzlich mein Chef. Ich stand von einem auf den anderen Tag ohne Arbeit da und hatte glücklicher Weise einen Job an der Uniklinik in der Großstadt bekommen.

Somit stand ein Umzug in eine andere Stadt an. Ich allein in der Großstadt........

Therapie geschmissen, alles weiter wie gehabt gemacht....

Bei meiner neuen Arbeit fand ich schnell Anschluss, eine Kollegin wurde zu einer guten Freundin, die von meiner Krankheit wusste und selbst auch schon damit Erfahrung gemacht hatte... Endlich jemand, der mich verstand.

2010 habe ich meinen jetzigen Verlobten kennengelernt. Er wohnte damals noch 2 Stunden von mir entfernt und somit führten wir eine Wochenendbeziehung. D.h. die Woche genug Freiraum für mich und am Wochenende ein bisschen Essenseinschränkung, die ich aber gerne in Kauf genommen habe, weil die Liebe zu ihm einfach größer war als mein Ess- und Kotzverlangen.

Leider war nicht alles so toll, durch Mobbing usw... habe ich dann gekündigt, da ich ein Jobangebot aus meiner alten Heimat bekommen habe.

Somit konnte ich Anfang 2012 mit meinem Verlobten zusammen ziehen und mir ging es immer besser. Ich nahm stetig zu (was nicht so toll war) aber seelisch war alles gut.